Von der Vorzeit bis zur Spätantike

Die ersten historischen Belege von Bier finden sich in der mesopotamischen Kultur um das Jahr 4500 v. Chr. Bier wurde damals aus Gersten- oder Dinkelbrot gebraut. Spuren der Biergeschichte finden sich auch bei den Kelten Nordeuropas. Einigen Historikern zufolge lassen sich die Ursprünge von Bier sogar bis etwa ins Jahr 7000 v. Chr. zurückverfolgen.

Das häufigste Brauverfahren basierte dabei auf der Verwendung von Brotlaiben, wie es wenig später auch in Ägypten geschah. Diese Brote aus gemälzter/m Gerste oder Dinkel wurden in einer mit Zuckerwasser gefüllten Schüssel zerbröselt, wo die eingemaischten Brösel mit der Zeit vergoren, indem ein Teil des Zuckerwassers in Alkohol umgewandelt wurde. Anschliessend wurde die Flüssigkeit gefiltert und das Getränk in Krüge gefüllt.

cuisine egyptienne

Obwohl im Flussdelta und im östlichen Teil des Reichs der Pharaos auch Weinberge vorhanden waren, wurde Bier zum unangefochtenen Nationalgetränk der Ägypter. Und zwar in so beachtlichem Ausmass, dass viele Historiker einen Export der ägyptischen Brauverfahren nach Gallien vermuteten. Diese Historiker irrten sich jedoch, da die Gallier über eigene Verfahren zur Herstellung ihres «Gerstensafts» verfügten. Hierfür gibt es zahlreiche Belege aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. Insbesondere die Kelten schienen die doch sehr moderne Phase des «Mälzens», also die Vorbereitung des Braugetreides im Zuge einer kontrollierten Keimung, bereits entdeckt zu haben.

Die Römer und Griechen bevorzugten Wein anstelle von Bier, wohl nicht zuletzt wegen der einfacheren Herstellung. Dennoch leisteten die Römer einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung des Biers, indem sie die Gerste in Gebieten verbreiteten, wo dieses Getreide noch unbekannt war. Da sich das Klima vieler Regionen West- und Nordeuropas zudem nicht zum Anbau von Weinreben eignete, liessen die Römer dort Bier herstellen. Es heisst sogar, Julius Cäsar, der in seinem Werk «Der Gallische Krieg» den aus Getreide gewonnenen und von den Galliern aus Auerochsenhörnern getrunkenen Trank beschreibt, sei selbst kein grosser Weinliebhaber gewesen und habe Bier bevorzugt.

Unter dem Einfluss der Römer wandten sich die Gallier so seit dem 3. Jahrhundert dem Bier zu, das sie wegen der dem Getreidetrank zugesetzten Kräuter als «Cervoise» bezeichneten. Dieser Name leitet sich vom lateinischen Ausdruck «Ceresis Vitis» (Ceres-Reben) her und beruft sich auf die römische Göttin der Ernte und des Getreides, Ceres, die dieses Getränk jenen Völkern schenkte, die keine Weinreben hervorbringen konnten.

Zur damaligen Zeit war die Zubereitung von «Cervoise» Frauensache. Jede Familie hatte so ihr eigenes Bier mit zahllosen Rezepten.

Der Beitrag der Gallier zur Braukultur war die Erfindung des grossen Fuderfasses für die Gärung und Reifung sowie des kleineren Fasses für Aufbewahrung und Transport.

Auch die Wikinger tranken vom 8. bis 11. Jahrhundert einen ähnlichen Gerstensaft wie die Gallier. Denn die Verwendung von Hopfen verbreitete sich erst sehr viel später. Die Nordmänner erzeugten in der Regel ein mit Honig und/oder einer Kräutermischung namens Grut aromatisiertes Bier. Hierzu zerdrückten sie das mit Wasser vermischte Getreide in Baumstümpfen.

Für die Wikinger war Bier ein Durstlöscher, sollte aber auch dazu dienen, an den Vorabenden von Schlachten in Trance zu gelangen und mit den Göttern Zwiesprache zu halten.