Vom Mittelalter bis heute

Im frühen Mittelalter, genauer gesagt um das Jahr 700 n. Chr., begannen irische Mönche - grosse Kenner der Braukunst -, im Zuge der Evangelisierung Mitteleuropas auch dieses Verfahren zu verbreiten. Wasserquellen waren damals nicht selten kontaminiert und die Mönche hatten festgestellt, dass sie durch die Verwendung von abgekochtem Wasser zum Bierbrauen den Durst der Bevölkerung stillen und sie zugleich mit Nährstoffen und (durch den Alkohol) Frohsinn versorgen konnten. Ausserdem konnte Bier fast das ganze Jahr hindurch gebraut werden und Gerste wuchs in allen Regionen Europas, ganz anders als Weintrauben, die noch dazu nur einmal im Jahr geerntet werden konnten.

Im Jahr 816 entstand so in St. Gallen (Schweiz) das erste Brauereikloster. Das dort gebraute Bier war hochrangigen Gästen, den Pilgern und den Mönchen selbst vorbehalten. Anschliessend verbreitete sich Bier in einem Gutteil Nordeuropas. In der Tat widmeten sich zahlreiche Abteien in ganz Belgien, Deutschland und Frankreich der Brauerei. Einigen davon gelang es, die vielen Jahrhunderte bis heute zu überdauern und weiterhin Bier zu brauen (beispielsweise der Trappistenabtei Orval).

Damals war die Bierherstellung fast ausschliesslich Sache der Mönche. Zu jener Zeit war Bier zudem als unbedenkliches Getränk bekannt, da das Oberflächenwasser in der Regel verunreinigt war. Bier war ausserdem nährstoffreich und brachte neben seinen durststillenden Eigenschaften auch eine gewisse Fröhlichkeit mit sich.

Bis etwa zum Jahr 1100 wurde zum Bierbrauen ein (als Grut oder Gruit bezeichnetes) Kräuter- und Gewürzgemisch verwendet. In der Folge läuteten wichtige Neuerungen eine Wende in der Braukunst ein, insbesondere der Einsatz von Hopfen im 11. und von untergäriger Hefe im 15. Jahrhundert. Dank dieser beiden Entdeckungen konnte einerseits die Haltbarkeit (Hopfen) und andererseits die Stabilität des Biers (untergärige Hefe) verbessert werden.

Während der industriellen Revolution erlaubte Louis Pasteur aufgrund seiner Erkenntnisse in Bezug auf die chemischen Abläufe der Gärung den Brauern, den alkoholischen Herstellungsprozess besser zu beherrschen und die sanitären Bedingungen der Brauereien zu optimieren. Der technologische Fortschritt im Bereich der Kälte-, Energie- und Werkstofftechnik (Edelstahl) führte seinerseits zu Qualitäts- und Produktionssteigerungen. Dies alles bewirkte tiefgreifende Veränderungen in der Welt des Bierbrauens.

Heute wird Bier überall auf der Welt hergestellt, wobei der derzeitige Trend zu sogenannten «Craft Beers» geht, die gegenüber den Produkten für den Massenkonsum eine Neuheit darstellen.

Dennoch setzen die historischen Regionen der Braukunst dank der Qualität und Vielfalt ihrer Biere auch heute noch weltweit Massstäbe, die Rede ist zum Beispiel von: Flandern (Belgien), Grossbritannien, Bayern (Deutschland) und Böhmen (Tschechische Republik).